Für viele junge Zahnärzt:innen markiert die Gründung oder Übernahme einer eigenen Zahnarztpraxis einen großen Schritt. Früher als entscheidender Meilenstein in der eigenen Karriere angesehen, haben bis vor rund 15 Jahren alle Zahnmediziner:innen nach der Assistenzzeit diesen Weg in die Selbstständigkeit gewagt.
Obwohl auch heute viele schon nach dem Studium von der eigenen Zahnarztpraxis träumen, bleibt die Praxisgründung zunehmend aus oder verschiebt sich ins mittlere Alter. Junge Zahnärzt:innen verbleiben bevorzugt im Angestelltenverhältnis, scheinen die Hürden doch zu enorm.
Woran das liegt und welche Vorteile, aber auch Herausforderungen eine Praxisgründung oder Praxisübernahme mit sich bringt, betrachten wir in diesem Blogbeitrag. Zudem beleuchten wir entscheidende Aspekte, die bei einer Praxisgründung zu beachten sind, und geben fünf Tipps für eine erfolgreiche Existenzgründung.
Entwicklung und Fakten der Praxisgründung
Seit 2007 bietet sich mit Inkrafttreten des Vertragsrechtsänderungsgesetzes die Möglichkeit einer zahnärztlichen Anstellung. Während seither die Zahl der Niedergelassenen kontinuierlich sinkt, steigt die Anzahl der angestellten Zahnärzt:innen. Zeitgleich studieren zunehmend mehr Frauen als Männer Zahnmedizin, sodass sich der Frauenanteil dem stark sinkenden Männeranteil nähert. Immer mehr Zahnärztinnen werden somit zu Existenzgründerinnen. Rund 53% der Praxisgründungen gingen laut Analyse der apoBank 2022 von Frauen im Durchschnittsalter von 36 Jahren aus.
Durch den boomenden Arbeitsmarkt und ein schwächeres Wirtschaftswachstum zeichnete sich 2022 jedoch auch ein Gründungsrückgang über alle Branchen hinweg ab – hinzu kommen die im zahnärztlichen Bereich wachsenden Praxisinvestitionen bei Übernahme oder Praxisgründung. Besonders der Anteil der gründenden Frauen sank dadurch deutlich, wie der KfW-Gründungsmonitor 2023 herausstellt.
Dabei stellt Deutschland eines der drei Länder mit den höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für zahnärztliche Behandlungen in Europa dar. Nach der Schweiz und vor Norwegen ist Deutschland somit führendes Dentalland und bietet Zahnärzt:innen dank regelmäßig wiederkehrender Patient:innen eine solide Basis für ihre Existenzgründung.
Vor- und Nachteile: Traum von der eigenen Praxis oder doch lieber Angestelltenverhältnis?
Frisch aus dem Studium startet die Assistenzzeit, in der das eigene Fachwissen weiter gefestigt und erweitert wird. Auch nach Ablauf der zwei Jahre streben viele Zahnmediziner:innen danach, im Angestelltenverhältnis zu verbleiben, um „möglichst viel Wissen aus verschiedenen Praxen mitzunehmen“, wie Moritz Göbel und Marco Libano, zwei unserer Consultants, wissen. Der Wunsch nach tieferer Spezialisierung, mehr Sicherheit und verlässlicher Arbeitszeit oder die Scheu vor Praxisinvestitionen hält die junge Generation vom Schritt in die eigene Praxis ab.
„Einige verpassen dadurch den Sprung in die eigene Selbstständigkeit, denn bei einer Praxisgründung oder -übernahme müssen zunächst Investitionen getätigt werden. Der Gewinn sinkt. Ein später Schritt in die Existenzgründung bedeutet daher Abstriche im Gehalt hinnehmen zu müssen. Mit steigendem Alter und wachsender Familie scheidet diese Option mit jedem weiteren Angestelltenjahr mehr und mehr aus.“, so Moritz Göbel.
Dem entgegen steht dennoch oftmals der Wunsch, sich frei in der eigenen Zahnarztpraxis entfalten zu können. „Auch aus wirtschaftlicher Perspektive gesehen, spricht alles für eine frühe eigene Niederlassung“, meint Moritz Göbel, denn von Beginn an sein „eigener Herr“ zu sein, das bietet neben dem gehaltlichen Aspekt verschiedene weitere Chancen. Eine Übernahme birgt den charmanten Vorteil, dass bereits eine nutzbare Infrastruktur, Know-how der Vorgänger:innen, ein etablierter Patientenstamm und damit schnell solide Einnahmen vorliegen. Eine Praxisgründung hingegen ist kostenintensiver, aber eröffnet die Möglichkeit, sein eigenes Konzept in Gänze zu verwirklichen, ein eigenes Team samt eigener Arbeitsabläufe zu etablieren, gleich zu Beginn die neuste Technik zu integrieren und sich einen Namen zu machen.
5 Tipps für die Praxisgründung: Was ist zu beachten?
Steht die Überlegung zur Selbstständigkeit im Raum, schauen sich einige schnell nach geeigneten Praxisübernahmen oder Flächen zur Praxisgründung um. Andere wissen nicht, wo sie anfangen sollen und wälzen eine Reihe von Büchern. Aus unserer jahrelangen Beratungserfahrung von Gründer:innen haben wir einige Tipps zusammengetragen, die Ihnen eine kleine Checkliste für Ihre potenzielle Selbstständigkeit zur Seite stellt:
Existenzgründung auch in jungen Jahren sinnvoll
Eine Praxisgründung oder -übernahme stellt einen komplexen Prozess dar, der sich auch für junge Zahnärzt:innen lohnt, bietet er doch viel Flexibilität, Gestaltungsspielraum und die Aussicht auf ein langfristig gutes Gehalt. Um dieses Ziel zu erreichen erfordert die Existenzgründung eine gewissenhafte Abwägung der eigenen Wünsche und Ziele, eine sorgfältige Planung und einen durchdachten Businessplan. Diese Faktoren tragen maßgeblich zum Erfolg des Projektes „eigene Praxis“ bei. Ob Praxisübernahme oder Praxisgründung hängt dabei von den Präferenzen der Gründer:innen ab.
Auch die Teilnahme an Existenzgründungsseminaren und -reisen sowie der (Erfahrungs-)Austausch mit Expert:innen und Kolleg:innen auf Fachmessen und Netzwerktreffen können hilfreiche Unterstützung für die eigene Vorgehensweise bieten. Zuletzt sind verlässliche Dentalpartner:innen mit starkem Netzwerk ein grundlegender Baustein, um den Weg der eigenen Praxisgründung erfolgreich zu meistern.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihren Weg der Existenzgründung und stehen Ihnen bei Fragen gerne zur Seite. Treten Sie gerne in den Kommentaren mit uns in Kontakt oder rufen Sie uns einfach an!